Selbsterfahrungsworkshop sensibilisiert Verwaltungsmitarbeitende für den Alltag mit Beeinträchtigung
Um dieses Ziel zu erreichen, investiert die Verbandsgemeinde kontinuierlich in inklusive Maßnahmen – von Beratungsangeboten bis hin zu Schulungen und Fortbildungen. So fand kürzlich ein Selbsterfahrungsworkshop für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung statt. Hier konnten sie aus erster Hand erleben, wie sich der Alltag mit einer Beeinträchtigung anfühlt und welche alltäglichen Hürden dabei auftreten.
Der Workshop startete mit einem kurzen Theorieteil, in dem Menschen mit Beeinträchtigungen von ihren persönlichen Erfahrungen berichteten und auf Missverständnisse und Vorurteile aufmerksam machten. Doch Theorie alleine reicht nicht, um echtes Verständnis zu wecken. Daher folgte der entscheidende Praxisteil: Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Rollstühle und Blindenstöcke auszuprobieren, einen Alterssimulationsanzug zu tragen oder sich in die Lage von Personen mit Sehbeeinträchtigungen zu versetzen. Daraufhin erhielten die Mitarbeitenden konkrete Aufgaben, wie beispielsweise das Holen von Kopierpapier im zweiten Obergeschoss oder das Tragen eines Tabletts mit Kaffee und Kuchen. „Selbst kleine Aufgaben, wie das Bedienen eines Bezahlautomaten, stellen im Rollstuhl eine große Hürde dar“, berichtete eine Teilnehmerin. Ein anderer Mitarbeiter schilderte, wie er im Rollstuhl die Welt plötzlich aus einer ganz neuen Perspektive wahrnahm und jede Kleinigkeit sich auf einmal wie ein regelrechter Kraftakt anfühlte.
Im Laufe des Workshops wurde schnell deutlich, dass viele Wege und Aufgaben mit einer Vielzahl von Barrieren verbunden sind, die für Menschen ohne Einschränkungen kaum wahrnehmbar sind. „Es ist erstaunlich, wie wenig wir im Alltag über solche Hindernisse nachdenken. Dieser Workshop hat mir die Augen geöffnet, wie viel bewusster wir Barrieren künftig wahrnehmen müssen“, kommentierte ein Kollege.
Ein besonderer Dank gilt Gracia Schade und dem Beirat für Menschen mit Behinderung, die den Workshop gestaltet haben, sowie der GFAmbH, die mit der Bereitstellung von Rollstühlen und einem Alterssimulationsanzug den Praxisteil möglich gemacht hat.
Die Stimmen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Abschlussrunde zeigten, wie tief diese Erfahrungen gingen: „Es hat geholfen, Hemmungen aufzulockern. Manche Dinge nehme ich nun ganz anders wahr.“ So bleibt der Wunsch, auch weiterhin an einem inklusiven Miteinander zu arbeiten und die Welt Schritt für Schritt barrierefreier zu gestalten – nicht nur in der Verbandsgemeinde Nieder-Olm.