Tipps zur Gestaltung naturnaher Gärten,
Balkone und Höfe
BEPFLANZUNG
Bei der Auswahl der Pflanzen sollte man darauf achten, dass sie Insekten ausreichend Nahrung bieten und zum ausgewählten Standort passen. Jede Pflanze hat andere Vorlieben bezüglich Sonneneinstrahlung und Feuchtigkeit. Viele bieten übrigens nicht nur Insekten Nahrung, sondern machen sich auch auf den eigenen Tellern gut.
Am besten sind heimische Pflanzen, da unsere Fauna an sie angepasst ist. Zusätzlich sind die heimischen Arten winterhart und weniger anfällig für Pilze und andere Angreifer.
Von März bis Oktober sollte immer etwas in ausreichender Variation an Formen und Farben blühen. Auch Raupen-Futterpflanzen sollten in der Nähe sein. Zusätzlich sind über achtzig Prozent unserer Schmetterlinge nachtaktiv. Einige Pflanzen entfalten deshalb besonders nachts ihr Aroma- gut auch für Fledermäuse.
Die erste und einfachste Maßnahme für einen naturnahen Garten ist eine „wilde Ecke“ wachsen zu lassen, die nicht gemäht wird. Dort können sich Brennnesseln, Klee und Co. frei entfalten. Diese häufig als Unkraut betitelte Pflanzen, sind für viele unserer Insektenarten überlebenswichtig. Ein insektenfreundlicher Garten sollte auf jeden Fall auch eine Auswahl an Frühblühern enthalten. Ein zusätzliches Wildblumenbeet ist einfach anzulegen und kann über lange Zeit erfreuen. Auch die Pflege ist nicht aufwendig, da die Stauden nur einmal im Jahr geschnitten werden müssen.
Rosen sind bei den meisten Leuten sehr beliebt, ob sie jedoch Insekten anziehen hängt von der Sorte ab. Hochgezüchtete Rosen mit zu engen, gefüllten Blüten nutzen unseren Insekten häufig nichts. Sie enthalten nämlich zusätzlich auch keinen Nektar oder Pollen. Die ungefüllten einfachen Wildformen hingegen locken Insekten aller Art an. Ein weiterer Bonus – ihre Hagebutten sind im Winter seltene Nahrung für Vögel.
GÄRTNERN
Achten Sie darauf, dass die Erde, die zum Einpflanzen verwendet wird, torf-frei ist. Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass Blumenerde oft größtenteils aus Torf besteht. Das ist das Material, aus dem Moore bestehen. Hiervon werden laut NABU rund zehn Millionen Kubikmeter allein in Deutschland jedes Jahr für den Gartenbau verbraucht. Viele tragen damit oft unwissend dazu bei, dass unersetzliche Moorlandschaften verloren gehen. Nicht nur für viele seltene Pflanzen- und Tierarten ist das katastrophal. Durch den Abbau werden große Mengen Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel zusätzlich beschleunigen.
Ebenso sollte man stets auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Diese schaden und töten Insekten. Was der Blattlaus schadet, wird daher auch für ihre Fressfeinde in der Nahrungskette zum Giftcocktail, zum Beispiel für den Marienkäfer.
Wer seinen Garten, Balkon oder Hof zusätzlich beleuchten möchte, sollte außerdem auf das richtige Leuchtmittel achten. Licht spielt eine wesentliche Rolle für die Orientierung von Insekten. Orientieren sie sich aber an der Straßenbeleuchtung & Co., werden sie in ihrem natürlichen Lebensrhythmus gestört. Hauptsächlich dort, wo es kaum Lichtquellen gibt, können solche Leuchten für Insekten zur tödlichen Falle werden. Besonders insektenfreundlich sind warmweiße LEDs, bestenfalls nach oben abgeschirmt.
TOTHOLZ
Durch Viele unbemerkt zählt Totholz zu den lebendigsten Lebensräumen unserer Natur. Zahlreiche Insekten, die auch in unseren Gärten vorkommen, profitieren davon, ob als Nahrung, Versteck oder Baumaterial. Eine einfache und unkomplizierte Lösung ist einen Baumstumpf stehen zu lassen oder einen Baumstamm an einem sonnigen Ort zu platzieren, der im Garten verrotten darf.
ÜBERWINTERUNGSHILFEN
Im Herbst bricht in vielen Gärten der Ordnungswahn aus und damit werden oft unbewusst die Unterschlüpfe vieler Nützlinge beseitigt. In stehenbleibenden Stängeln überwintern unzählige nützliche Larven. Gerade die Blattlausjäger Marienkäfer und Florfliegen brauchen Staudenstängel als Quartier.
Laubhaufen sind für den Garten wichtige Nährstofflieferanten und bieten Insekten, Vögeln, Amphibien und vielen Säugetieren wie Igel und Spitzmaus überlebenswichtige Überwinterungsquartiere. Ein Laubhaufen in einer windstillen Ecke, der bis ins späte Frühjahr liegen bleibt, isoliert und hält die Tiere im Winter warm.
INSEKTENNISTHILFE
In Deutschland leben rund 500 Wildbienen-Arten und mindestens jede dritte davon ist bedroht. Eine selbst gebaute oder gekaufte Nisthilfe lässt sich leicht anbringen. Unerfreulicherweise bringt aber ein Großteil der Nisthilfen, die man überall vorfindet, wegen ungeeigneter Materialien und Bauweisen nicht den erhofften Nutzen. Vermeiden Sie insbesondere Glasröhrchen zur Beobachtung der Nistaktivitäten im Inneren. Bei Verwendung wasserdampfundurchlässigen Materials kann der Wildbienennachwuchs leicht von Pilzen befallen werden. Auch der horizontale Zusammenschluss von markhaltigen Stängeln entspricht nicht den Lebensgewohnheiten der Tiere. In der Natur greifen sie auf freistehenden, mehr oder weniger vertikalen Strukturen zurück.
Empfehlenswert und besonders einfach herzustellen sind Nisthölzer. Hierfür sollte ausschließlich Hartholz ohne Rinde, am besten Esche, verwendet werden. Die Bohrung erfolgt ins Längsholz und nicht in das, an den kreisförmigen Jahresringen zu erkennende, Hirnholz. Bohrungen ins Hirnholz sind lediglich eine gute Alternative, wenn es sich um gut abgelagertes Laubholz handelt. Der Bohrlochdurchmesser sollte drei bis acht Millimeter betragen. Je größer der Bohrdurchmesser ist, desto größer muss der Abstand zwischen den Bohrlöchern sein. Am besten ein bis zwei Zentimeter, damit Risse im Holz vermieden werden können. Das Holzstück darf ebenso wenig durchbohrt werden und muss daher tief genug für die Bearbeitung sein.
Achten Sie darauf den Bohrer solange hin- und her zubewegen, bis die Wände glatt sind. Querstehende Holzfasern am Bohrlocheingang werden abschmirgelt, damit die Flügel der Insekten nicht verletzt werden und entstehendes Bohrmehl anschließend durch Ausklopfen entfernt. Die Nisthilfe an einem möglichst sonnigen, regen- und windgeschützten Standort fest anbringen, also nicht baumelnd oder bodennah mit möglicher Beschattung durch Pflanzen. Die „Flugbahn“ der zukünftigen Bewohner soll stets frei bleiben. Die Nisthilfen bestenfalls jahrelang ungestört draußen am gleichen Standort belassen, also auch im Winter.
Viele Insekten benötigen feuchten Lehm, da es eines der wichtigsten Materialien zum Nestbau darstellt. In vielen Gärten ist dieser jedoch durch stark versiegelte Böden kaum noch zu finden. Wer Insekten helfen möchte, kann dies ganz einfach - Lehm, Ton oder Löss besorgen und im Garten einen geeigneten Platz suchen.
STEINHAUFEN UND TROCKENMAUER
Viele Insekten oder Reptilien sind wärmeliebend und mögen sonnige Plätze. Wer ihnen etwas Gutes tun möchte, kann einen Steinhaufen im Garten anlegen. Auch eine Trockenmauer ist eine gute Lösung und sehr leicht zu pflegen. Hier können sich wärmeliebende Arten in den Fugen verkriechen. Für die optimale Nutzung können auch Pflanzen (bspw. Frühlingsfingerkraut und Mauerpfeffer) eingebracht werden. Die Mauer oder der Haufen sollten ein Fundament haben und mit feinerem Material wie Ton, Kies und Lehm hinterfüllt werden, damit sich Öffnungen verschiedener Größe bilden.
TEICH & CO
Wasserflächen bereichern Gärten optisch, sind wertvolle Lebensräume und erhöhen den Erholungswert. Egal ob winziges Minibiotop, Teich oder großzügiger Schwimmteich - bei naturnaher Gestaltung werden Gewässer schnell von einer Vielfalt an Tieren und Pflanzen besiedelt.
Übrigens, auch Insekten haben Durst. Eine Schale mit Wasser lässt sich auf dem Balkon leicht aufstellen. Steine oder Murmeln helfen, dass die Besucher wieder herausklettern können, falls sie ins Wasser fallen.